20. April 2024

Empört euch! und tut was dagegen!

Stéphane Hessels (93) ist ein französischer Berliner, der im zweiten Weltkrieg gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten in der Armee und im Untergrund gekämpft hat. Er hat viele Konzentrationslager überlebt und lebt bis heute, um von seinen Erfahrungen zu berichten.

Er beweist, dass so lange Menschen noch Leben, die den Crash der kapitalistischen Wirtschaften in einem so schlimmen Krieg erlebt haben, dass jede lebende Generation Angst vor dem Kapitalismus und seinen Folgen haben muss. Nach dem Krieg wurde er zum Diplomaten und er ist heute der letzte lebende Unterzeichner der UN-Menschenrechtskonvention. Viele Jahre hat er sich für Gerechtigkeit und Menschlichkeit eingesetzt, was ihn in Frankreich zu einem Idol für junge Menschen gemacht hat. Nun hat sein immer noch wacher Geist die Gefahren der Zeit erkannt und er schrieb ein Pamphlet mit dem Titel “Empört euch!”, das in Frankreich bereits ein Bestseller ist und nun auch in Deutschland im Vertrieb ist.

In seinem Werk prangert er die mangelnde Demokratie und den überbordenden Kapitalismus an und ruft die (aus seiner Sicht) jungen Menschen dazu auf sich endlich zu empören und das Richtige zu tun. Er schreibt: Die Krise ist in Europa und in der Welt nicht überwunden und sie wird uns noch in voller Wucht treffen. Darauf sind die Menschen nicht vorbereitet und sie müssen aktiv etwas dafür tun, um sich darauf einzustellen oder dem entgegenzuwirken. Passivität und Gleichgültigkeit, der Wunsch nach dem Bewährten sind heute die schlechtesten Ratgeber. Dem stimmt auch Klaus von Dohnanyi, der ehemalige Bürgermeister von Hamburg in der Beckmann-Sendung von 21.2.2011 zu. Er betont die Notwendigkeit von der Basis aus neue Konzepte auszuprobieren und in die Gesellschaft einzubringen. Aber welche könnten das sein? Ja, wir Huwis hätten da ein paar Ideen!

Immer mehr Menschen an der Basis und eben zunehmend auch die Intellektuellen erkennen das Fatale am System. Das System ist krank und produziert verzweifelte Menschen. In Deutschland werden gerade die Ämter, die den Menschen helfen sollen, mit Panikknöpfen und Fluchtmöglichkeiten für die Beamten ausgestattet. Die wirtschaftliche Handlungsunfähigkeit und die damit einhergehende soziale Isolation der Menschen führt sie auf den Weg der Gewalt. Und in Sachsen werden gerade gestandene Bauernbetriebe mit biologisch vielfältigen Produktionsmitteln (wieder mal) durch Subventionen an Maismonokulturen vernichtet. Millionen Menschen sind in Deutschland und in Europa auf Stütze angewiesen, die es ihnen kaum ermöglicht aus der Falle zu kommen – und es gibt einfach kaum freie Jobs, zumindest kaum welche mit menschenwürdigen Löhnen. Dieser deutsche Aufschwung wurde 2010 mit läppischen 304 Milliarden Euro Neuverschuldung erreicht – das entspricht in etwa der Größe des Bundeshaushalts. Deutschlands Verschuldung liegt jetzt bei 2 Billionen Euro! Wenn die Zinsen nun um einen Prozentpunkt steigen sollten, dann wird Deutschland unfinanzierbar. So sieht keine nachhaltige Wirtschaftspolitik aus!

Wohin die Entwicklung der ständigen Umverteilung von unten nach oben führt, das sehen wir nun in Nordafrika, die von einer Reihe von Revolutionen heimgesucht wird, weil die Menschen die Zustände dort nicht mehr ertragen können – sie empören sich, zeigen Mut und riskieren ihr Leben. Das Ganze ist nicht aus langer Überlegung entstanden, sondern es war die spontane Selbstoranisation, die das Internet ermöglicht hat. Nun ist es in vielen Ländern bald mit den Revolutionen vorbei. Was nun?

Sie wollen von Europa Hilfe, aber Europa zögert. Sie hat mit den Diktatoren in Afrika zusammengearbeitet, um die Flüchtlingsströme abzuhalten, obwohl die afrikanischen Diktaturen für diese Flüchtlingsmassen verantwortlich sind. Afrika hat sich immer wieder gerne für alle Schindluder bereit erklärt, wenn die Kasse beim lokalen Machthaber stimmte. Alte Waffen entsorgen? Kein Problem. Müll entsorgen? Kein Thema. Minderwertige Überschüsse aus europäischer Subventionslandwirtschaft? Klar! Sklavenarbeit? Bitte sehr! Überteuerte Medikamente? Sicher! Aber die Menschen in Afrika sagen: Nun soll Schluss mit den wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen sein. Dass die politischen Verwerfungen auch immer wirtschaftliche Verwerfungen sind, das zeigen die Luxusvillen, Luxusstädte und privilegierte Sippen, die gerade mit Gewalt abgesetzt werden. Allein Mubarak soll einen Drittel des ägyptischen Volksvermögens sein Eigen nennen. Das Gemeinsame an diesen Ländern: Es sind alles extrem kapitalistische Länder, die zwar ihre formale Kolonialabhängigkeit mit den afrikanischen Unabhängigkeitsbestrebungen in den 60ern abgeworfen haben, aber durch das Kapitalsystem de facto Kolonien geblieben sind.

Aber wie kann man diesen Ländern helfen? Diese Länder stehen vor der historischen Möglichkeit moderne demokratische Gesellschaften aufzubauen: HUMANWIRTSCHAFTEN! Dazu müssen sie sich vor allem an spannenden Basisbewegungen in Europa orientieren und auf keinen Fall einfach die europäischen Staaten kopieren. Deutschland ist kaum als eine Demokratie zu bezeichnen und gilt in Europa doch als eins der demokratischsten Länder! Ein Armutszeugnis! Europäische Wirtschaften stehen mit wenigen Ausnahmen vor dem Aus! Da kommen die Hilferufe der Afrikaner gerade recht. Ihre Wirtschaften sind kollabiert, sie brauchen dringend Hilfe. Da wird in Brüssel schon nach dem Marshall-Plan für Nordafrika laut gerufen…

…dann besser nichts tun. Der Weg in die Hölle ist bekanntlich mit guten Absichten gepflastert. Wenn die Europäer sich entscheiden die jungen Staaten direkt nach ihrem Neustart mit einer immensen Verschuldung aufzubauen, sind diese Länder sofort wieder in der Schuldenfalle und in dem kolonialen Schuldendienst gefangen. Die externe Versorgung mit Industriegütern wird sie auf dem Niveau von landwirtschaftlich und touristisch orientierten Ländern festhalten. Genau wie Griechenland werden diese Länder keine kompetetive Wirtschaft aufbauen können. In einigen Jahrzehnten stehen diese Länder dann wieder vor den gleichen Problemen. Für die europäischen Wirtschaften wäre ein solcher Deal aber der Hit! Man könnte damit jahrelang die europäische Wirtschaftskrise vor sich her schieben, denn die Kapitalwirtschaft hätte neue Spielwiesen für Wachstum. So erkauft man Profite mit Blut.

Was die Aufständischen brauchen, das ist also Know-How und humanitäre und wirtschaftliche Hilfe – geschenkt. Das kann aber unser reifer europäischer Kapitalismus gar nicht mehr leisten. Know-How hat Europa auch nicht, oder wie will man Berlusconi, Merkel, Sarkozy & Co bewerten?! Worin wollen die in was belehren? Wenigstens einmal hat die Bundeskanzlerin Besonnenheit gezeigt und zur Zurückhaltung aufgerufen.

Also empören Sie sich noch heute und bleiben Sie nicht mehr still. Werden Sie noch heute Huwi und setzen Sie sich für humane Wirtschaften und Demokratien ein. Dazu hat die HUMANWIRTSCHAFTSPARTEI einzigartige Ansätze. Kommen Sie aus einem dieser revoltierenden Länder? Besuchen Sie uns und informieren Sie sich bei uns, was es an Ideen alles gibt!

A.L.

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