Wir glauben zu wissen, was dieses prägnante Wort bedeutet. Klar ist, sie wird uns seit Jahrzehnten als „unumstößliches Naturgesetz“ „verkauft“: Kinder lernen früh, dass die Globalisierung quasi zum Menschsein dazu gehört wie die Luft zum Atmen.
Oder erliegen wir hier einem Trugbild von solch gigantischen Ausmaßen, dass wir das Unstimmige und Verzerrende in diesem Begriff gar nicht sehen? Dass wir hier seit Jahrzehnten einer „Logik“ folgen, die keine ist, die nur Doktrin ist, weil sie “nützlich” ist?
Der Mensch selbst kann nicht „globalisieren“! Er ist evolutionsbiologisch auf Überschaubarkeit seines Umfeldes angelegt, damit er handlungsfähig bleiben kann. Der Mensch, so meine These, überfordert sich mit dem Anspruch, für die ganze Welt verantwortlich zu sein, die ganze Welt mit all ihren unterschiedlichen Aspekten, Kulturen und Gegebenheiten verstehen und beeinflussen zu müssen.
Die Globalisierung erscheint mir als Analogie zur menschlichen Hybris, Gott spielen zu wollen. Westliches Wissen ist reines Herrschaftswissen, Wissen darüber, wie Natur und Mensch als Ressource verwertet (verdinglicht) werden können. Auch wenn es im Gewand des Guten, des Umweltschutzes oder der “Rettung des Klimas” daherkommt. Globalisierung ist besessen und beseelt vom Anspruch des Alles-Machbaren, Alles-Kontrollierbaren, Alles-Beherrschbaren. Das sehen wir wieder am hilflosen und reaktionären Umgang mit „Viren“. Der Mensch möchte die Natur kontrollieren und bewegt sich im Hamsterrad der Illusion!
Ja, auch das Virus ist ein Produkt der Globalisierung, das wir nun mit dem gleichen überheblichen Beherrschbarkeitsglauben „bekämpfen“ wollen. Wir befinden uns im Strudel der selbst-erschaffenen Gefahren, Bedrohungen und Ängste und reagieren auf diese mit dem gleichen Beherrschbarkeitsgeist und Kontrollwahn, aus dem sie entstanden sind!
Wir leben in einer Welt der ständigen Ausbeutung von Mensch und Natur und dem gleichzeitigen „Kampf gegen die selbst-erschaffenen Probleme“! Darin sind wir Globalisten, darin sind wir „Weltmeister“! Und die Re-Gier-ungen verstehen es, dem einfachen Menschen das schlechte Gewissen zu machen, das die Profitgeier der Konzerne haben müssten. Aber auch damit lassen sich noch „Märkte machen“!
Aber: Globalisieren können sich nur Strukturen, nicht der Mensch selbst! Globalisieren tut sich der Turbokapitalismus mit seiner unmenschlichen Dynamik der Entmenschlichung; globalisieren tun sich Krankheiten, die Gier, die Umweltausbeutung und die globale (antinationale) Religion der schwarzen Pädagogik, der Schuldgefühle, des Autoritären, des Konsums und der Gier. Globalisieren tut sich die Gen-Technologie, die lern- und kinderfeindliche Gehorsamkeitspädagogik, das Getrieben- und Gehetztsein im alltäglichen Funktionsgetriebe entseelter und beziehungsentleerter Konsumeinheiten.
Ja, globalisieren tut sich die gesichtslose Verwaltung des Menschen, seine Anpassung an Systemerfordernisse, seine Ausrichtung auf die Zentrale der gesichtslosen Macht, die jede Bewegung bestimmt und die die Konditionierung auf die leblose Mechanik des Alltags vornimmt: Das Geld! Es ist Gott, Erlöser, Subjekt geworden, statt Tauschmittel zu sein!
Nun meine Frage: Wollen wir das? Ich meine: Globalisierung hält nicht, was sie verspricht. Nicht der Mensch hat hier das Sagen, sondern über ihn wird verfügt. Zentralistisch, konformistisch wird er seiner Individualität beraubt. Damit dies nicht auffällt, wird der „Individualismus“ immer wieder beschworen. Ja, ich darf selbst entscheiden, welches Auto ich kaufe und auf welche Art ich den Markt „individuell“ bediene. Ich darf schräg sein, ich darf schwul sein, ich darf mit Strampler offiziell auf der Straße umherlaufen. “Wie frei ich doch bin!!!”
Nur, ich selbst darf ich nicht sein außerhalb der festgelegten Normen und befohlenen Freizonen.
Individuell zu sein wird verwechselt mit der Idee, abnorm zu sein. Und wieder sind wir in der binären Falle: Ich bin nun entweder „normal“ oder „anders“.
Aber echte Individualität geht weit über diese beiden Pole hinaus. Und sie ist nicht kontrollierbar oder kanalisierbar.
Echte Individualität ist nur möglich in einer Angst-freien Gesellschaft. Wir alle kennen die Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow. Wo ich aber um meine Wohnung, meine pure Existenz bangen muss, da funktioniere ich. Individualität braucht jedoch Freiheit. Die Freiheit, der (oder die) sein zu können, der (die) ich bin, braucht die Freiheit von Existenzzwängen und permanentem psychischem Überlebens-Druck!
Diese Freiheit wird es jedoch in einer „globalisierten Welt“, in der sich lediglich das Prinzip der parasitären Ausbeutung von Mensch und Natur globalisiert, nicht geben. Nicht das Leben der Menschen wird hier pulsieren, sondern die wenigen Superreichen werden über die vielen Menschen wie über Nutzvieh in der Massentierhaltung verfügen.
Was ist die Alternative? Ich möchte diese Frage nicht ideologisch beantworten!
Meine Anregung: Zuerst muss der Mensch verstanden werden, seine Bedürfnisse, sein Sinn, sein Ziel. Wir brauchen zuerst ein würdiges Menschenbild, in dem der Mensch in seiner Würde, seinem Potential gesehen wird. Wir müssen alles neu prüfen. Von der Natur müssen wir lernen, wie sie es macht!
Und wir müssen erkennen: Die Schöpfung ist gut, weil sie lebendig ist! Sie ist größer als wir Menschen! Sie kann nicht optimiert werden, höchstens hier und da verbessert. Wenn wir sie verbessern wollen, dann nur mit ihr, nicht gegen sie! Technologie kann die Natur nicht ersetzen! Und wenn wir nicht acht geben, dann zerstört sie sie!
Und wir sehen: Geld ist ein Tauschmittel, das dem gleichen Gesetz unterliegt, wie alles andere auch. Wenn alles fließt und altert, warum dann das Geld nicht? Das ist widernatürlich!
Was ist der Mensch?
Was braucht er, um glücklich zu sein?
Wie entfaltet er sein ganzes Potenzial?
Wie möchten wir als Menschen leben?
Was macht uns Menschen glücklich?
Wie gestalten wir Zwischenmenschlichkeit und unseren materiellen Austausch?
Wie bleiben wir lebendig, wie bleibt das Geld, unsere Wirtschaft, unser soziales Leben lebendig und flussfähig? In der Lösung der Verkrustung liegt die Lösung, behutsam!
Hier müssen wir ansetzen, an einem neuen Paradigma des lebendigen Wandels und der Lösung alter verkrusteter, weil widernatürlicher und lebensfeindlicher Strukturen!
Dann erleben wir vielleicht die Globalisierung des Menschlichen in seinem Geist, der in und mit der Natur lebt und nicht gegen sie! Mit der Natur im Einklang zu leben erscheint mir um ein Vielfaches intelligenter, als endlos in neurotischer Manier “das Klima zu retten” und gegen Symptome der menschlichen Gier (Umweltverschmutzung) “zu kämpfen”.
Siehe auch meinen Artikel von 2001 in raum&zeit (PDF): https://t1p.de/ruz2001
oder: Globalisierung und Neofaschismus sind keine Gegensätze