24. September 2025

Zwei Arten von Mitläufern

Ein Beitrag von “Die Aufklärung” — übernommen aus Facebook


Erklärung zur Aufklärung:

… nach Peter Brückner

Brückners Typen von Mitläufern und ihre Dynamik

Peter Brückner unterscheidet zwei Arten von Mitläufern: den Typ 1 (die breite, politisch passive und indifferente Bevölkerung) und den Typ 2 (Personen in gehobenen Positionen).

Typ 1-Mitläufer lassen sich von einer monopolistischen Ideologie mobilisieren, sobald diese etabliert ist. Ihr Prozess der Verwandlung beginnt mit einer anfänglichen Skepsis, die unter starkem Propagandadruck in aktive Zustimmung umschlägt und zur vollständigen Aufgabe der Distanz führt. Dies wurde während der Corona-Pandemie deutlich, als massive Angstpropaganda anfängliche Zweifel in breite Akzeptanz der Maßnahmen verwandelte, auch bei vielen Linken, die zu überzeugten Befürwortern der Impfung wurden. Die Annahme Brückners, dass Ablehner meist politisch langjährige Akteure sind, wird hier jedoch infrage gestellt; viele Ablehner während Corona kamen eher aus politisch unengagierten Kreisen.

Die Ursachen der Anpassung liegen laut Brückner in der Ich-Schwäche der Personen und der Existenz einer autoritären Instanz. In Krisenzeiten und unter einer dominierenden Monopolmeinung führt die Angst vor Isolation dazu, dass die Annäherung an die Mehrheitsmeinung Angst mindert und ein regulatives Bedürfnis darstellt. Ich-schwache Menschen meiden zudem Mehrdeutigkeit und innere Verunsicherung, da dies angstbesetzt ist. Der Monopolist bietet eine klare, eindeutige Weltansicht, was das Bedürfnis nach Verleugnung von Innerlichkeit erfüllt. Die Angst vor dem Tod, wie sie durch das Virus evoziert wurde, wurde durch die eindeutigen Antworten des Monopolisten (z.B. die Impfung sei der einzige Weg zur Rettung) gelindert, auch wenn dies zu einer „Unterwerfung unter Diktate der autoritären Kontrollgesellschaft“ führte.

Gesellschaftliche Bedingungen wie ein erhöhter Anpassungsdruck und die Atomisierung des Individuums begünstigen die Ich-Schwäche, auch bei Linken, die zusätzlich durch eine „Klimahysterie“ verunsichert sein können. Viele Menschen verloren das Vertrauen in ihren gesunden Menschenverstand und passten sich an.

Autoritäre Charaktere finden in der monopolistischen Ordnung Anreize, da sie die Möglichkeit bietet, durch Unterwerfung an Macht teilzuhaben. Diese Personen können sich als Teil des Herrschaftsapparates fühlen und temporär persönliche Macht ausüben. Die Konversion wird nicht nur erleichtert, sondern notwendig, da der Monopolist Sündenböcke (Zweifler und Ablehner) anbietet, an denen Aggressionen abgebaut werden können. Mitläufer, die anfangs zögerten, fühlen sich oft schuldig und versuchen dies durch verstärkten Dogmatismus wiedergutzumachen.

Die Verwandlung zum überzeugten Anhänger ist langanhaltend, da die betroffene Person jegliche Realitätsprüfung aufgibt und nur noch dem Monopolisten glaubt, um angstbesetzter Mehrdeutigkeit zu entgehen. Zudem drohen bei einem Abweichen Prestige- und Statusverlust sowie weitere Konsequenzen. Das soziale Umfeld, besonders in engen linken Milieus, verstärkt den Druck zur Konformität, was zu tiefen Zerwürfnissen und sogar pogromähnlichen Verhaltensweisen führen kann.

Typ 2-Mitläufer sind nicht indifferent, sondern Gegner des Monopolisten, die jedoch in Führungspositionen verbleiben oder gelangen wollen und Herrschaft ausüben. Sie sind auf hierarchische Strukturen fixiert und dulden keinen Widerspruch. Historisch betrachtet kämpfen diese Typen gegen eine Politisierung und Beteiligung der Massen, was sich auch bei linken Führungspersonen während Corona zeigte, die oftmals traditionssozialistische oder trotzkistische Hintergründe mit einem Führungsanspruch gegenüber den Massen und einer Vorliebe für staatliche Großsysteme hatten. Dieses anti-demokratische und anti-emanzipatorische Verhalten verhindert die Selbstbefreiung der abhängigen Massen und schafft die psychischen Voraussetzungen für neue autoritäre Lösungen.

Die Linke habe während Corona die Chance verpasst, die Protestbewegung zu unterstützen, und stattdessen die staatliche und kapitalistische Macht gestärkt, wodurch sie die Selbstbefreiung derjenigen verhinderte, deren Interessen sie eigentlich vertritt.

Trotz des erschreckenden Ausmaßes an Mitläufertum in der Linken gibt es Hoffnung: Viele Menschen politisierten sich selbstständig, was zu einem erheblichen Legitimitätsverlust des Staates führte. Der Autor spekuliert, dass die Corona-Krise und die Positionierung der Linken im Ukraine-Krieg ihren „Tod“ als politische Kraft bedeuten könnte. Eine „neue Linke“ müsse staatskritisch sein, um glaubwürdig zu bleiben.

Fazit1

Insgesamt ist der Text eine mutige und anregende Analyse des Mitläufertums, die wichtige Fragen zur psychologischen Anfälligkeit von Gesellschaften für autoritäre Tendenzen aufwirft. Er ist besonders wertvoll für alle, die eine kritische Perspektive auf die gesellschaftlichen Dynamiken der Corona-Pandemie einnehmen möchten und sich mit der Rolle der Linken in dieser Zeit auseinandersetzen wollen. Die provokanten Thesen regen zur weiteren Diskussion und Selbstreflexion an, auch wenn die einseitige Darstellung der Pandemie-Ereignisse kritisch hinterfragt werden kann.

https://wonachrichten.de/…/zur-psychologie-des…/…

Ergänzung: Gemeinsamkeiten mit Brückners Mitläufer-Theorie –

AfD-Wählern und eher rechts- oder konservativ orientierten Menschen

Ich-Schwäche und Unsicherheit:

Wie im Text beschrieben, können Gefühle der ökonomischen Unsicherheit und kulturellen Bedrohung (economic insecurity und cultural threat) eine Rolle bei der Hinwendung zu rechtspopulistischen Parteien wie der AfD spielen. Dies korreliert mit Brückners Konzept der Ich-Schwäche, bei der Menschen anfälliger für die Eindeutigkeit eines „Monopolisten“ werden, wenn sie sich unsicher oder isoliert fühlen. Die „Auflösung sozialer Milieus“, die Brückner als Ursache für Ich-Schwäche nennt, findet sich auch in Studien zu AfD-Wählern, die oft ein geringeres Wohlbefinden angeben.

Sehnsucht nach Eindeutigkeit und einfacheren Antworten: Populistische Parteien, insbesondere am rechten Rand, bieten oft einfache Antworten auf komplexe Probleme und identifizieren klare „Sündenböcke“ (z.B. Migranten, „Eliten“, „Lügenpresse“). Diese Reduktion von Mehrdeutigkeit und das Schaffen einer „klaren Welt“ ist ein zentrales Element, das sowohl bei Brückners Mitläufern als auch bei einem Teil der AfD-Wählerschaft Resonanz finden könnte.

Ablehnung abweichender Meinungen und „Filterblasen“:

Die Tendenz, alternative Sichtweisen zu ignorieren und sich in einer „Filterblase“ zu bewegen, ist bei AfD-Wählern empirisch belegt (z.B. geringere Vielfalt genutzter Nachrichtenquellen). Dies ähnelt Brückners Beschreibung, dass Ich-schwache Personen „irritierende, weil abweichende Informationen“ vermeiden, um ihre neu gewonnene Eindeutigkeit nicht zu gefährden.

Autoritäre Tendenzen:

Studien zeigen, dass AfD-Wähler im Durchschnitt höhere Werte im Rechts-Autoritarismus (RWA) aufweisen. Brückner beschreibt, wie die neue monopolistische Ordnung durch ihren autoritären Charakter attraktiv für Menschen ist, die sich nach Autorität sehnen und an „Herrschaft durch Unterwerfung“ teilhaben wollen.

Unterschiede und spezifische Aspekte der AfD-Wählerschaft

Protestwahl und Anti-Establishment:

Ein signifikanter Teil der AfD-Wähler wird durch Unzufriedenheit mit der etablierten Politik und dem Gefühl des „Nicht-Gehörtwerdens“ motiviert. Dies kann als eine Form des Protests und der Ablehnung des bestehenden „Monopolisten“ (des politischen Establishments) verstanden werden. Hier unterscheidet sich die Motivation von dem „Anpassen“ im Sinne Brückners, da die AfD-Wähler gerade nicht dem etablierten Mainstream folgen, sondern sich ihm entgegenstellen. Sie suchen möglicherweise eine neue Form der Konformität in einer Gegen-Bewegung.

„Wir gegen die“-Narrativ und Identität:

Die AfD betont stark ein nationalistisches und völkisches „Wir“ gegen „die Anderen“ (Migranten, Eliten, globalistische Organisationen). Dies schafft eine starke Gruppenidentität, die für Menschen, die sich atomisiert oder bedroht fühlen, attraktiv sein kann. Das „Mitläufertum“ wäre hier weniger ein Ergeben gegenüber einer allgemeinen Meinung, sondern ein Zugehörigkeitsgefühl zu einer spezifischen, als „alternativ“ wahrgenommenen Gruppe.

Führungsanspruch der AfD selbst (Typ 2-Ähnlichkeiten):

Einige Aspekte des Mitläufers Typ 2 (Führungspersonen) könnten auch für die AfD relevant sein. Die Partei selbst vertritt eine klar anti-demokratische Grundhaltung, wenn es um die Politisierung von unten geht, die nicht ihrem Narrativ entspricht. Ihre Forderung, „alternativlose“ Politik zu beenden, bedeutet nicht unbedingt eine Hinwendung zu mehr Basisdemokratie, sondern oft eine Abkehr von liberalen und pluralistischen Prozessen zugunsten einer vermeintlich „wahren Volksmeinung“.

Subjektives Wohlbefinden:

Interessanterweise zeigen Studien, dass die Unterstützung der AfD mit einem Rückgang des persönlichen Wohlbefindens korrelieren kann. Dies steht im Gegensatz zu Brückners Annahme, dass die Anpassung und Übernahme der Monopolmeinung das Selbstwertgefühl steigert und Angst mindert. Dies könnte darauf hindeuten, dass die von der AfD propagierte negative Rhetorik (z.B. über „Untergangsszenarien“ oder „kulturelle Bedrohung“) langfristig zu einer Verschlechterung des Wohlbefindens führt, auch wenn sie kurzfristig Ängste kanalisiert.

Fazit 2

Der Vergleich zeigt, dass Brückners psychologische Kategorien wertvolle Instrumente sind, um auch das Verhalten von AfD-Wählern zu verstehen. Elemente wie die Suche nach Eindeutigkeit, die Anfälligkeit für autoritäre Strukturen und die Vermeidung von Mehrdeutigkeit können eine Rolle spielen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Motivation zur AfD-Wahl oft auch eine Form des Protests gegen den aktuellen Mainstream ist, statt einer reinen Konformität. Das „Mitläufertum“ findet hier möglicherweise in einer subversiven oder alternativen Gruppe statt, die sich gegen die etablierte Ordnung richtet, aber intern ähnliche Mechanismen der Eindeutigkeit und Gruppendynamik aufweisen kann.

Der Text über die Corona-Mitläufer kritisiert die Linke dafür, dass sie sich „Kapital und Staatsmacht in die Arme geworfen“ hat. Für AfD-Wähler wäre dies gerade das Gegenteil – sie werfen sich einer Bewegung in die Arme, die sich gegen diese empfundene Macht stellt. Die psychologischen Wurzeln (Unsicherheit, Suche nach Eindeutigkeit) könnten jedoch durchaus vergleichbar sein, auch wenn die politischen Ausdrucksformen und Ziele divergieren.

Visited 2 times, 1 visit(s) today
Sag es weiter, teile es!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert