10. November 2025

Ein Nein, das bleibt – DIE Hymne der Gewissensfreiheit

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Ein Nein, das bleibt – DIE Hymne der Gewissensfreiheit

Es gibt Lieder, die nicht altern, weil sie eine Wahrheit enthalten, die sich jeder Zeit stellt. Reinhard Meys „Nein, meine Söhne gebe ich nicht“ ist ein solches Lied. Es ist kein Protestlied im herkömmlichen Sinn, kein Appell an Vernunft oder Politik – es ist ein Schwur. Ein Satz, der keine Diskussion zulässt: „Nein, meine Söhne gebe ich nicht.“

Dieses Nein ist kein Trotz, sondern ein Bekenntnis. Es ist die Weigerung, das Heiligste, was ein Mensch hat – das Leben der eigenen Kinder – einer Idee von „Pflicht“ zu opfern. Der Vater, der in Meys Lied spricht, steht allein gegen die Macht der großen Worte: „Ehre“, „Vaterland“, „Ziel“. Doch er weiß, dass all diese Begriffe nichts wert sind, wenn sie über Leichen führen. „Kein Ziel und keine Ehre, keine Pflicht sind es wert“, singt Mey, und in dieser schlichten Zeile steckt die ganze Wucht einer ethischen Revolution.

Nein – das muss man immer wieder sagen und immer wiederholen.

Weil es ganz wichtig ist, dass die Menschen verstehen, dass es hier um etwas ganz, ganz Grundsätzliches geht. Es geht nicht um Politik, nicht um Weltanschauung, sondern um das Herz der Zivilisation: die Unantastbarkeit des Lebens.

Der Vater verweigert den Kriegsdienst seiner Kinder nicht aus Angst, sondern aus Liebe. Er hat sie zu Menschen erzogen, die das Leben als den „höchsten Gewinn“ begreifen. Menschen, die gelernt haben zu lieben statt zu hassen. Und damit hat er sie zu Wesen gemacht, die mit dem Krieg unvereinbar sind. Mey macht klar: Wer das Leben achtet, kann keine Waffe tragen. Wer gelernt hat zu lieben, kann nicht töten.

„Die verdammte Elternpflicht“ – so nennt der Vater seine moralische Verpflichtung, die stärker ist als jedes staatliche Gebot.

Hier verschiebt sich der Maßstab von Loyalität: Nicht mehr der Staat, sondern das Gewissen ist die höchste Instanz. Heimat ist nicht das Land, das Fahnen schwenkt, sondern der Ort, an dem niemand verloren gehen darf. „Eher werde ich mit ihnen fliehen, hinein in die Fremde, in Armut“, heißt es – und dieser Satz trifft mitten ins Herz einer Gesellschaft, die oft vergisst, dass Frieden mit einem einzelnen Nein beginnt.

Sicherlich mag es sein, wenn Staat oder politische Institutionen oder auch der politische Wille der Mehrheit etwas anderes einfordern, als es die Zivilgesellschaft empfindet. Doch entscheidend ist, dass eine lebendige Zivilgesellschaft dazu Stellung bezieht – egal in welche Richtung. Denn nur dort, wo Meinungsfreiheit, Argumentation und das öffentliche Wort gepflegt werden, kann Verantwortung geteilt und Freiheit gelebt werden. Meys Lied ist auch dafür ein Lehrstück: Zivilcourage beginnt dort, wo man seine Haltung nicht verschweigt.

Fünfzig Jahre nach der ersten Veröffentlichung wirkt Meys Lied fast prophetisch. Während die Welt erneut von Aufrüstung spricht, klingt seine Stimme wie ein stiller Gegenchor: unmodern, unpopulär, aber wahr.

Vielleicht ist das die wahre Aufgabe solcher Lieder – uns daran zu erinnern, dass Menschlichkeit kein Zeitgeist ist, sondern Widerstand. Und dass es manchmal reicht, ein einziges Wort zu sagen – klar, leise und unerschütterlich: NEIN.

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