Zum gestrigen Gründonnerstag war ich wieder einmal seit langem in der Kirche. Eine Theathergruppe führte ein Stück auf, welches vor 17 Jahren geschrieben wurde. „Der Rechte und der Linke – die zwei Schächer“
Dank Internet konnte ich erst einmal schnell auf den Text zugreifen – Was hatte ich damals denn eigentlich geschrieben?
Die Resonanz nach der Aufführung war gut und groß: ein starkes Stück, so Aktuell. Viel Lob von den Anwesenden für die Spieler und auch für den Autor.
Wovon handelt das Spiel?
Im Stück geht es um die beiden Männer, welche mit Jesus am Karfreitag gekreuzigt wurden. Die zwei Schächer, heute würde man Verbrecher sagen. Die Bibel berichtet nur lapidar:
39 Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! 40 Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. 41 Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.(Lukas 23,39-43)
Der Handlungsort des Stücks ist das Gefängniss von Jerusalem, und dort „Der Warteraum zum Kreuz“ – die Todeszelle.
Beide sind wegen Mordes verurteilt, der eine, nennen wir ihn Verbrecher A, ist sich seiner Tat bewusst und erwartet seine Urteilsvollstreckung, der andere ist von seiner Unschuld überzeugt.
Verbrecher A hat einen Wucherer, einen Geldhändler, Bänker, Finanzjongleur oder wie man ihn auch immer nennen möchte, getötete, ermordet. Er hat die Notbremse gezogen, wie er sagt, um weitere Untaten seinens Opfers zu verhindern. Er gab jenem die Schuld am Elend seiner Familie. Diese war auf die Versprechen des Wucherers hereingefallen. Die Folge Armut trotz unendlicher Arbeit und Fleiß, der Vater begeht Selbstmord, ein Bruder muss in die Legion und fällt irgendwo in Germanien, die Schwester wird ins Bordell verkauft. Der zweiten Schwester droht ähnliches durch die Verschuldung. Er zieht die Notbremse, er tötet den Wucherer. Will auch andere dadurch vor dem Geldverleiher schützen.
Verbrecher B beteuert seine Unschuld. Er wurde mit einem blutigen Messer in der Hand neben einem Toten gefunden. Er hat es nur an sich genommen, denn es war sehr wertvoll. Als Waffenhändler erkennt man sowas. Plötzlich waren da Menschen, die schrienen, da seht den Mörder, er hat das Messer noch in der Hand. Auf der Tat erwischt!
Aber er wird hier schon rauskommen, schließlich bezahlt er einen Anwalt. Und der Richter hat auch Verbindlichkeiten bei der Familie.
Immer wieder ist viel vom Geld die Rede. Von dem, wie es funktioniert, von dem, was es bewirkt. A sieht es von der Seite derer, welche nie genug davon haben, B von der Seite derer, welche nie genung davon bekommen.
Die Kunde vom Palmsonntag dringt in die Zelle. Hoffnung bei A, Hoffnung auf eine „höhere“ Vergebung. Spott bei B, schöner König, König ohne Land und Geld.
Dann die Kunde, „der König“ wurde auch verhaftet und wird verurteilt. Häme bei B. Dieser König wäre eher eine Gefahr gewesen für seinesgleichen. Einer, welcher die „guten“ Geschäfte nicht gutheißt. Sogar randaliert hat er im Tempel und die Händler rausgeworfen. Damit habe er sein wahres „Ich“ gezeigt. Abschäulich, gegen die bessere Gesellschaft so vorzugehen. So einer habe Strafe verdient.
„Doch er werde bald hier raus sein.“
Doch dann, der zuständige Richter verunglückt tödlich, gegen den neuen Richter hat man nichts in der Hand. Dumm gelaufen für B.
Ein „Unschuldiger“ reicher Geldhändler, Bänker, Finanzjongleur, ein Wucherer und Waffenhändler wird mit hingerichtet werden. Selbst der Versuch, sich noch schnell die Bürger Jerusalems zu für einen „Volksentscheid“ zu kaufen, scheitert. Statt des Wucherers wird ein Zelot, ein Terrorist frei kommen.
Und so kommt es, das zwei Mörder, nennen wir sie ruhig: Ein direkter Mörder und ein indirekter Mörder, mit Jesus, dem König, am Tag vor Pessach hingerichtet werden. Einer mit der Hoffnung trotz „der gezogenene Notbremse“ eine höhere Gnade zu bekommen, und einer, welcher sich immer noch in einer überlegenen Überheblichkeit für Unschuldig hält und dadurch dazu berufen, dem „König“ zu lästern.
Soweit die Geschichte.
Karfreitag – Weltuntergangstag.
Für viele ging an jenem Tag die vertraute Welt unter. Für A und seine Familie in Erwartung wegen seiner Tat, für B völlig unverständlich und unerwartet. Schließlich ist er sich keiner Schuld bewusst, denn wenn dann hatten die die Anderen. Für die Anhänger des „Königs“ war Weltuntergang der Hoffnungen. Untermauert von einem starken Erdebeben, welches sogar den ganzen Tempel, das Heiligste erschüttert hat.
Der Rechte und der Linke, das klingt doch auch irgendwie politisch. Heute teilen wir die Welt ja so ein, in die Rechten und die Linken. Ja, so war das auch gedacht vom Titel her. Der Linke rebeliert gegen die mit dem vielen Geld, möchte es ändern. Wenn auch mit untauglichen Mitteln. Der Rechte lebt das System des Geldes. Für beide geht es nicht gut aus.
Doch rechts und links gibt es nicht ohne einen Mittelpunkt, eine zentrale Herrschaft, einen Herrn. Wenn Rechts und Links überwunden werden sollen, dann muss auch die Zentrale, der Mittelpunkt gehen. Vieleicht stirbt der „König“ ja auch deshalb mit den Beiden.
Nur im gemeinsamen „Weltuntergang“ liegt die Chance auf einen Neuanfang. Schauen wir in Richtung Ostern. Die Osternacht wird es uns zeigen.