20. November 2025

Ökonomie, Chrematistik und Fairconomy

Ein Beitrag von “Die Aufklärung” — übernommen aus Facebook


Erklärung zur Aufklärung:

Ökonomie, Chrematistik und Fairconomy – Eine Rückbesinnung auf den Sinn des Wirtschaftens

Nach Aristoteles: Wirtschaft als Kunst der Bedarfsdeckung

„So ist der Wucher hassenswert, weil er aus dem Geld selbst den Erwerb zieht und nicht aus dem, wofür das Geld da ist. Denn das Geld ist um des Tausches willen erfunden worden, durch den Zins vermehrt es sich dagegen durch sich selbst. Diese Art des Gelderwerbs ist also am meisten gegen die Natur.“

— Politik, Buch I, Kap. 3, 1259a

Aristoteles unterschied in seiner Politik zwei zentrale Begriffe, die bis heute nichts an Relevanz verloren haben:

Ökonomie (Oikonomia): Die natürliche Haushaltsführung. Ihr Ziel ist die Bedarfsbefriedigung – also die Versorgung des Haushalts mit allem Notwendigen für ein gutes Leben. Sie ist maßvoll, ethisch und dem Gemeinwohl verpflichtet.

Chrematistik: Die Kunst der Reichtumsvermehrung. Sie zielt auf die Akkumulation von Geld, Eigentum und Besitz über das Maß der Notwendigkeit hinaus. Aristoteles kritisierte sie als widernatürlich, da sie das Mittel (Geld) zum Selbstzweck macht.

Diese Unterscheidung ist grundlegend: Während die Ökonomie dem Leben dient, dient die Chrematistik dem Kapital bzw. toten Dingen. (Ökonomie ist somit lebendig, Chrematistik ist tot.)

Aristoteles war somit ein ethischer Vordenker, dessen Kritik an Zins, Besitz und Maßlosigkeit den Kern der Freiwirtschaft vorwegnimmt – wenn auch in anderer Form.

Die moderne Wirtschaftswissenschaft: Eine Begriffspervertierung?

Heute wird der Begriff Ökonomie meist synonym mit „Wirtschaftswissenschaft“ verwendet – und dabei oft auf Effizienz, Wachstum und Profitmaximierung reduziert. Die ursprüngliche Idee der Ökonomie als dienende Struktur zur Bedarfsdeckung ist dabei weitgehend verloren gegangen.

Man könnte sagen: Die moderne Wirtschaftswissenschaft hat den Begriff Ökonomie pervertiert, indem sie ihn von der ethischen Haushaltsführung zur technischen Reichtumsvermehrung umdefiniert hat. Die Chrematistik – einst als Gefahr erkannt – ist heute Mainstream.

Eine neue Unterscheidung: Wirtschaft vs. Ökonomie?

Um dieser Begriffsverwirrung zu begegnen, bietet sich eine heutige alternative Sichtweise an:

Wirtschaft = Bedarfsbefriedigung

Ökonomie = Reichtumsvermehrung

Diese Umkehrung ist nicht aristotelisch korrekt, aber sie kann helfen, die heutige Realität besser zu beschreiben: Während „Wirtschaft“ als Versorgungssystem verstanden werden kann, steht „Ökonomie“ heute oft für die kapitalzentrierte Logik der Geldvermehrung. (Diese Sichtweise wurde in dem Buch „Wir arbeiten und nicht das Geld“ von dem Autor und Dipl.-Wirtschaftsingenieur Prof. Dr. Arno Gahrmann erkannt und beschrieben!) https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1031250030

🌱 Fairconomy: Rückkehr zur echten Ökonomie bzw. echter natürlicher Wirtschaft

„Reichtum und Armut sind gleichmäßig verkehrte Zustände. Sie gehören nicht in einen geordneten Staat. Sie sind mit dem Bürger- und Völkerfrieden unvereinbar.“

— Silvio Gesell; Die Natürliche Wirtschaftsordnung (1920)

Die Freiwirtschaft bzw. Fairconomy, inspiriert von Silvio Gesell, greift genau diese Kritik auf. Sie will die Wirtschaft wieder auf ihre ursprüngliche Funktion zurückführen: die gerechte Versorgung aller Menschen.

Ihre drei Säulen sind:

Freigeld: Geld verliert über Zeit leicht an Wert, um Spekulation und Hortung zu verhindern.

Freiland: Boden gehört der Allgemeinheit und wird nur verpachtet – Spekulation mit Grund und Boden entfällt.

Freihandel: Handel soll frei von Monopolen und Privilegien sein, um faire Marktbedingungen zu schaffen.

Die Fairconomy erkennt die Chrematistik als systemisches Problem und versucht, sie durch strukturelle Reformen zu überwinden. Sie stellt die produktive Arbeit und die Natur wieder ins Zentrum – nicht das leistungslose Einkommen (ökonomische Renten).

Fazit: Wirtschaft neu denken

Die Rückbesinnung auf Aristoteles zeigt: Wirtschaft ist kein Selbstzweck. Sie soll dem Leben dienen – nicht dem Kapital. Die moderne Ökonomie hat diesen Sinn verloren. Die Fairconomy bietet eine Alternative, die den ursprünglichen Gedanken der Ökonomie wiederbelebt und mit modernen Mitteln umsetzt.

Es ist Zeit, Wirtschaft neu zu denken – nicht als System der Reichtumsvermehrung, sondern als Struktur der Bedarfsdeckung und des Gemeinwohls.

Leben und Tod – Ökonomie und Chrematistik

So wie Leben auf Wachstum, Sinn und Verbindung ausgerichtet ist, steht der Tod für Stillstand, Isolation und das Ende des natürlichen Kreislaufs. In ähnlicher Weise lässt sich die Beziehung zwischen

Ökonomie und Chrematistik verstehen:

Ökonomie ist wie das Leben: Sie dient der Bedarfsdeckung, dem Gemeinwohl und dem natürlichen Maß. Sie ist eingebettet in soziale Beziehungen und ethische Verantwortung. Sie belebt Aktivität und Initiative.

Chrematistik ist wie der Tod: Sie strebt nach endloser Anhäufung, Isolation durch Besitz und der Entkopplung vom realen Bedarf. Sie vernachlässigt und zerstört, was sie nicht braucht – und beutet aus, was sich rentieren kann. Sie schafft Resignation, Neid, Spaltung und Hoffnungslosigkeit.

Aristoteles sah in der Chrematistik eine widernatürliche Kraft, die das Gleichgewicht des Lebens stört. Silvio Gesell erkannte darin die Ursache für soziale Spaltung und wirtschaftliche Krisen.

„Denn die Arbeit ist die einzige Waffe des gesitteten Menschen in seinem Kampfe ums Dasein.“

— Silvio Gesell

„Die Ursache solcher Denkweise aber liegt darin, dass die meisten Menschen nur um das Leben und nicht um das vollkommene Leben sorgen, und da die Lust zum Leben ins Endlose geht, so trachten sie, auch die Mittel zum Leben bis ins Endlose anzuhäufen. Jene Art von Leuten macht alles zu Mitteln des Gelderwerbs, als wäre dies der Zweck.“

— Politik, Buch I Aristoteles über Horten

Die Fairconomy will das Leben zurück in die Wirtschaft bringen – durch eine Ökonomie, die wieder dem Menschen dient, nicht dem (Geld -) Kapital.

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