26. April 2024

Pegida und die Welt der Desinformation

Am Beispiel Pegida und seiner Behandlung in den öffentlichen Medien können wir die Regeln der manipulativen Desinformation studieren, so wie sie auf den Kaderschulen diktatorischer Regime im Fach politischer Propaganda und Agitation gelehrt wird und in der sog. freien Presse offenbar noch gerne praktiziert wird.

1. Stufe: Dramatisierende Darstellung eines aus dem Rahmen des Normallebens fallenden gesellschaftlichen Phänomens, das von der vorweihnachtlichen Beschäftigung des Normalbürgers abweicht.

Auf dieser Stufe wird sogar auf die Regeln der klassischen griechischen Tragödie zurückgegriffen. Es wird der Anlass einer Massendemonstration (in einer pluralen und nach „Gauck“ offenen Gesellschaft eigentlich nichts Besorgniserregendes) anhand der klischeehaften äußeren Erscheinung einiger Demonstrationsteilnehmern (Basekap, dunkle Kleidung Tätowierung, kurzer Haarschnitt, Deutschlandfahne, vielleicht sind auch einige Vorbestrafte dabei und hat einer einen unanständigen – sexistischen – Witz gerissen) als Metapher eines im Ansatz äußerst fraglichen sowie negativ zu bewertenden öffentlichen Anliegens gewertet, das scheitern muss, weil der verständige und gut informierte (situierte) Bürger eine ganz andere Haltung und Meinung zu vertreten hat und sich von diesen Aktivitäten distanzieren muss.

2. Stufe: Reduzierte Wahrnehmung und Feststellung

Aus der Themenvielfalt , die in Dresden unter dem Leitmotiv „Wir sind das Volk“ behandelt wurden, (Lügenpresse, Schlechtbehandlung durch die Behörden, Lügen über den Stand der Arbeitslosigkeit Minderverdienste in prekäre Arbeitsverhältnisses, Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich) wird nur eines herausgegriffen und zwar der Appell gegen kulturellen Überfremdung, gegen der Verlust der nationalen Identität und die sich hierdurch verschärfenden gesellschaftlichen Probleme. Die Presse stellt hierzu fest, dass sich 20.000 Menschen zu einer rassistischen Versammlung zusammengefunden haben !

3. Stufe: Pathologische Deutung des Anliegens zum Zwecke seiner Mißachtung

Auf dieser Stufe beginnt nun die Legendenbildung der Sinndeutung zum Zweck der (ideologischen) Beherrschung von Demonstranten und deren Themen, die in einer Globalverurteilung der Akteure und ihrer Anliegen endet. Hieran beteiligen sich besondere Kommentatoren (Karrierejournalisten der Medien) Sie greifen dazu tief in die Trickkiste des „Allzumenschlichen“ und bemühen unmittelbar einleuchtende Metapfern und psychologische Erklärungsmuster, um das Problem bagatellisierend zu analysieren:

Eine oft gehörte Deutung ist folgende: Die sich immer noch zurückgesetzt fühlenden Ostdeutschen („Ost-West-Metapher“) würden aus Angst vor Nachteilen gegen die Aufnahmen von Flüchtlingen protestieren !

4. Stufe: Bewältigung des Anliegens

Mit Dem Wort „Angst“ oder „Ängste“ ein in der Presse und der politischen Diskussion oft benutzter Begriff ist nun endlich der Schlussstrich unter das Problem und seine Fragestellungen gezogen worden. Jemand der Angst hat ist so zu behandeln wir ein Kind, das Angst vor dem großen Hund hat. Man muss es beruhigen, ihm zuhören, Ernst nehmen muss man es nicht, denn dieses Kind wird lernen und seine Angst mit der Zeit verlieren. In der Welt der „Bauchgefühle“ verlassen wir den Bereich der rationalen argumentativen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Erscheinungen, ihren Fragestellungen und Ursachen. In dieser Welt gibt es keine zu ziehenden Schlussfolgerungen mehr sondern nur „Therapieangebote“, schlimmstenfalls Strafen, wenn man die gesetzten Normen missachtet.

Hartwig Meyer

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