Ein Beitrag von “Die Aufklärung” — übernommen aus Facebook
Psychoanalyse und Ökonomie sind zwei Themen, die wohl für viele Leser auf den ersten Blick nicht zusammen passen. Dieser Text setzt die psychoanalytische Sicht nach Erich Fromm in einen ökonomischen Kontext von mehreren Kapitalismuskritikern.
Psychologie und die monetäre Kapitalismuskritik
In der Geld- und Bodenreformbewegung wird auch die zerstörerische Wirkung des Geldes auf die menschliche Seele kritisiert und sie betont die Notwendigkeit, sowohl äußere Lebensverhältnisse als auch das seelische Innenleben in die Kapitalismuskritik einzubeziehen. Es wird argumentiert, dass die Rolle des Geldwesens oft übersehen wird und Diskussionen über wirtschaftliche Verhältnisse unfruchtbar bleiben, wenn der seelische Anteil unbeachtet bleibt. Geld kann Menschen entwurzeln und ihre psychische Gesundheit beeinträchtigen.
Die Globalisierung wird als zweischneidig betrachtet: Während einige den westlichen Kapitalismus als überlegen erachten, empfinden andere ihn als Bedrohung, die zu sozialer Ungleichheit führt.
Silvio Gesell erkannte die verformende Wirkung wirtschaftlicher Macht auf die menschliche Seele, betonte die Notwendigkeit von Geld- und Bodenreformen und sah das Privateigentum an Land als Wurzel der Ausbeutung.
Prof. Dr. Bernd Senf sieht Geld als soziale Lebensenergie, die entweder frei fließt oder blockiert ist, was zu pathologischen Störungen führt, und schlägt vor, diese Blockaden aufzulösen.
Heinz Köllermann betont die Notwendigkeit der “Arbeit am Bewusstsein des Einzelnen”.
Bernard Lietaer untersuchte die emotionale Dimension des Geldes. Er beschrieb, dass die Verdrängung natürlicher Rhythmen zur Entstehung eines zerstörerischen Schattens geführt hat.
Es wird gefordert, dass die psychologischen Aspekte des Geldes zu berücksichtigen sind, um tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen zu erreichen. Der seelische Umgang mit Geld ist entscheidend für die Diskussion über soziale und wirtschaftliche Verhältnisse.
Es wird versucht, die Entwicklung der Psychologie von einer naturwissenschaftlichen zu einer geisteswissenschaftlichen Disziplin zu betonen.
Während der Behaviorismus Psychologie als wertfreie Naturwissenschaft betrachtet wird, bietet die geisteswissenschaftliche Orientierung Raum für gesellschaftskritisches Denken. Die Geld- und Bodenreformbewegung sollte empirische Befunde nutzen und sozialreformerische Konsequenzen ableiten.
Eine Verbindung zur Gestalt- und Tiefenpsychologie könnte helfen, die Gesellschaft ganzheitlich zu verstehen und Therapien zu entwickeln.
Die Sozialpsychologie, geprägt vom Behaviorismus, untersucht kollektive Phänomene wie Kultur und betont makrosoziale Voraussetzungen für positive Beziehungen, einschließlich eines fairen Zugangs zu Ressourcen und Geld.
Fromms humanistische Sozialpsychologie kritisiert den Kapitalismus für wirtschaftliche Ausbeutung und betont die Notwendigkeit eines sittlichen Wandels.
Die Wirtschaftspsychologie, beschränkt auf die empirische Untersuchung wirtschaftlicher Phänomene, vernachlässigt tiefere gesellschaftliche Ursachen. Sie sollte nicht nur individuelle psychische Aspekte beleuchten, sondern auch zu gesellschaftlichen Reformen beitragen, um eine gesunde Gesellschaft zu fördern.
Sie behandelt Geld oft unkritisch und setzt den rationalen homo oeconomicus voraus, ohne die psychologischen Folgen von Armut zu berücksichtigen.
Insgesamt wird die Verbindung zwischen Geld, menschlicher Psyche und sozialen Strukturen als zentral für die Entwicklung einer sozial verantwortlichen und nachhaltigen Geld- und Bodenpolitik dargestellt.
Erich Fromm und Karl Marx
Fromm entwickelte eine Synthese aus Marxismus und Psychoanalyse und entwickelt das Konzept des Gesellschafts-Charakters.. Er übernahm von Marx die Kapitalismuskritik und von Freud die tiefenpsychologische Sichtweise, um zu untersuchen, wie der Kapitalismus die menschliche Psyche beeinflusst.
Hiermit wird beschrieben wie soziale und ökonomische Bedingungen die psychische Struktur von Individuen und Gruppen prägen. Fromm identifiziert autoritäre Charakterstrukturen und thematisiert, wie der Kapitalismus Menschen zu Objekten macht, was zu Entfremdung und psychischen Problemen führt.
Zu seinen Kernansichten zählen:
Kapitalismuskritik: Fromm kritisiert, dass das kapitalistische System Menschen krank macht und sie zu anonymen Arbeitskräften ohne Selbstbestimmung reduziert.
Gesellschafts-Charakter: Er beschreibt, wie gesellschaftliche Erfahrungen die Charakterstruktur beeinflussen. Die kapitalistische Konsumkultur führe zu einem Verlust von innerer Bindung und Identität.
Kommunitärer Sozialismus: Fromm schlägt einen Sozialismus vor, der auf Gemeinschaft und Mitbestimmung basiert, und kritisiert sowohl Kapitalismus als auch real existierenden Sozialismus.
Humanistische Philosophie: Fromm verbindet marxistische und psychoanalytische Theorien mit humanistischen und meditativen Ansätzen, um Wege aus der Selbstentfremdung im Kapitalismus zu finden.
Produktive Lebensweise: Er betont die Notwendigkeit einer produktiven Lebensweise jenseits von Konsumzwang und Marketingorientierung.
Er unterscheidet zwischen produktiven und nicht-produktiven Charakterorientierungen, wobei Produktivität für ihn die Entfaltung menschlicher Potenziale bedeutet. Der moderne Kapitalismus eine Ware-identität, was die Menschen von einem erfüllten Leben entfremdet. Fromm kritisiert die Entmenschlichung der Arbeitskraft und fordert demokratische Mitbestimmung der Beschäftigten, um Entfremdung zu verringern und eine selbstbestimmte Gesellschaft zu fördern.
Fromm kritisiert in “Haben oder Sein” die kapitalistische Einstellung des Habens und das Streben nach Eigentum, was zu Habgier, Machtstreben und letztlich Ausbeutung und Unterdrückung führt. Er unterscheidet zwischen “wahren” und “falschen” Bedürfnissen und kritisiert den Konsumismus und Werbung als “Gehirnwäsche”.
In seiner Auseinandersetzung mit Marx legt Fromm dar, dass die kapitalistische Orientierung auf „Haben“ die Wurzel von Gier und Entfremdung ist. Er schlägt eine Existenzweise des „Seins“ vor, die menschliches Wachstum und Selbstverwirklichung betont. Fromm kritisiert Konsumismus und fordert ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell sowie die Überwindung des Kapitalismus, um ökologische Probleme anzugehen.
Fromm fordert:
– Einschränkung der Rechte von Aktionären und Konzernen
– Aufbau militanter Verbraucherorganisationen Überdenken des Konzepts des unendlichen Wachstums
– Weniger Produktion und nachhaltiges Wirtschaften
Er betont, dass Technologie menschliche Fähigkeiten verkümmern lässt und kritisiert die Digitalisierung für den Verlust echter Kommunikation und die Förderung von Narzissmus.
Der technologische Fortschritt gefährdet laut Fromm menschliche Fähigkeiten und Beziehungen und könnte zu einer Entmenschlichung führen. Er warnt vor einer Abhängigkeit von Technologien und der potenziellen Kontrolle durch Algorithmen und staatliche Überwachung.
Fromm sieht das Internet als Mittel zur Überwachung und warnt vor technokratischem Faschismus. Er propagiert die Existenzweise des Seins als dynamisches, aktives Leben und fordert einen Wandel von der Haben- zur Seinsorientierung, um psychische und ökonomische Katastrophen zu vermeiden.
Fazit:
Man sollte eine ganzheitliche und kritische Psychologie einfordern, die sowohl individuelle als auch gesellschaftliche seelische Störungen behandelt.
Hier wird die Notwendigkeit einer neuen kritischen Psychologie betont, die die Gründe für destruktives Verhalten mit Ressourcen untersucht und das Tabu des Geldes sichtbar macht. Psychoanalytische Ansätze, wie von Wolfgang Harsch beschrieben, beleuchten die unbewussten Beziehungen zwischen Geld und persönlichen Entwicklungsstörungen.
Eugen Drewermann verknüpft die Idee einer zinsfreien Marktwirtschaft mit biblischen Lehren und stellt die Frage, ob Zinsfreiheit die Verformung des menschlichen Charakters verhindern könnte.
Hier soll die Vielfalt psychologischer Ansätze zur Untersuchung der Probleme des Bodens und des Geldes hervor und betont werden, so dass eine Lösung sowohl kognitive als auch emotionale Intelligenz erfordert. Es geht darum, eine gemeinschaftliche Verantwortung für die Erde zu entwickeln und ein Gleichgewicht zwischen Egoismus und Altruismus zu finden.
Die Synthese
Die Synthese aus den Ideen von Erich Fromm, Karl Marx und Silvio Gesell könnte zu einer umfassenden Kritik und Reform des Kapitalismus führen, die sowohl ökonomische als auch psychologische Aspekte berücksichtigt und könnte ein ganzheitliches Verständnis von menschlicher Entwicklung, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Verantwortung fördern:
Kapitalismuskritik: Fromm, inspiriert von Marx, kritisiert den Kapitalismus für seine entfremdende Wirkung auf den Menschen und seine Reduzierung auf anonyme Arbeitskräfte. Gesell ergänzt dies, indem er die zerstörerische Wirkung des Geldes auf die menschliche Seele und die Notwendigkeit von Geld- und Bodenreformen hervorhebt.
Gesellschafts-Charakter: Fromm beschreibt, wie gesellschaftliche Erfahrungen die Charakterstruktur beeinflussen, und kritisiert die Konsumkultur. Gesell betont, dass wirtschaftliche Macht menschliche Antriebe verdrängt und zu einem Verlust innerer Bindung führt.
Kommunitärer Sozialismus: Fromm schlägt einen Sozialismus vor, der auf Gemeinschaft und Mitbestimmung basiert und sowohl Kapitalismus als auch real existierenden Sozialismus kritisiert. Gesell unterstützt dies durch die Forderung nach einer gerechten Verteilung von Bodenerträgen und einer Reform des Geldwesens.
Humanistische Philosophie: Fromm verbindet marxistische und psychoanalytische Theorien mit humanistischen Ansätzen, um Wege aus der Selbstentfremdung im Kapitalismus zu finden. Gesell und andere wie Prof. Dr. Bernd Senf und Heinz Köllermann betonen die Notwendigkeit der “Arbeit am Bewusstsein des Einzelnen” und der Integration psychologischer Dimensionen.
Produktive Lebensweise: Fromm fordert eine Lebensweise jenseits von Konsumzwang und Marketingorientierung. Er warnt vor technokratischem Faschismus und propagiert die Existenzweise des Seins als dynamisches, aktives Leben. Gesell betont die Notwendigkeit, Blockaden im Geldfluss aufzulösen, um eine liebevolle und friedliche Gesellschaft zu ermöglichen.
Mit Fokus auf:
Wirtschaftliche Reformen: Es sollte eine Reform des Geld- und Bodenwesens angestrebt werden, um die sozialen und ökonomischen Bedingungen für alle zu verbessern.
Fokus auf menschliches Wachstum: Die Gesellschaft sollte nicht nur materielle Werte verfolgen, sondern auch das psychische Wohlbefinden und die menschliche Kreativität fördern.
Demokratische Mitbestimmung: Ein demokratisches System in der Wirtschaft, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und eine partizipative Gestaltung der Lebensbedingungen ermöglicht.
Durch die Integration dieser Ideen könnte eine reformierte Gesellschaft entstehen, die sowohl ökonomische Gerechtigkeit als auch psychische Gesundheit fördert und die menschliche Entfaltung in den Mittelpunkt stellt.
Die Synthese von Fromm, Marx und Gesell legt den Grundstein für eine neue Perspektive auf soziale und wirtschaftliche Herausforderungen. Indem psychologische, ökonomische und soziale Dimensionen integriert werden, kann eine humane und gerechte Gesellschaft entstehen, die das individuelle Wohl und die kollektive Verantwortung in den Mittelpunkt stellt.
Zitat: Prof. Dr. Bernd Senf, Die blinden Flecken der Ökonomie, S. 147-148
“Je autoritärer und autoritätsängstlicher die Charakterstrukturen von Menschen sind, um so leichter werden sie sich in autoritären Strukturen der Wirtschaft oder anderer Bereiche der Gesellschaft einfügen. Und je mehr sich die Energien der emotional unterdrückten Menschen aufstauen, um so mehr suchen sie sich Entladung, zum Beispiel auch in aggressiver Konkurrenz innerhalb der Wirtschaft. … Die neoklassisch geprägte Ökonomie ist blind für das Unbewusste im Menschen, das prägende Einflüsse auf sein Denken, Fühlen, Entscheiden und Handeln hat. Sie unterschlägt den hohen Preis emotionalen Leids und individueller wie kollektiver Gewalt, die aus der Ausrichtung der Menschen an den vermeintlichen wirtschaftlichen Sachzwängen entstehen.”
Quellen:
https://inwo.de/gesellschaft.html
Das Gegenteil von Gesell!
Fromm fordert:
– Einschränkung der Rechte von Aktionären und Konzernen
– Aufbau militanter Verbraucherorganisationen Überdenken des Konzepts des unendlichen Wachstums
– Weniger Produktion und nachhaltiges Wirtschaften
Wer schränkt denn ein? Die Grünen? Militante Organisationen zur Triebabfuhr? Das finden Faschisten aller Farben gut! Unendliches Wachstum wie im Wald, weg mit dem Regenwald? Wer das schreibt hat Marx aber nicht Gesell kapiert!
Danke Winfried für deine kritische Anmerkung.
Es ist richtig, Fromm ist nicht Gesell.
Der Text sollte nur darum gehen, dass es gewisse Punkte der jeweiligen Überlegungen gibt, die sich gegenseitig ergänzen vor allem auf der psychologischen Betrachtung der Thematik.
Der verlinkte Text des Ökonomen Werner Onken zu Fromm und Gesell beschreibt es ähnlich.
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q&esrc=s&source=web&cd&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiLhtXGjYmJAxWWh_0HHfSFHG0QFnoECBUQAQ&url=https%3A%2F%2Fopus4.kobv.de%2Fopus4-Fromm%2Ffiles%2F26060%2FOnken_W_2001.pdf&usg=AOvVaw1mdb4cwYoVMkmx1xG1KENt&opi=89978449&fbclid=IwY2xjawGPUqFleHRuA2FlbQIxMAABHfzTytpSIVDB58KC3COCtzFtafI_PhAYe9vl-HFb5jmQWKYgu_kG3W80IA_aem_W8Qbp9xLi7IBBDC6KzRC2w