21. November 2024

Superreich – Superman?

Könnten die Superreichen den Staat retten? Diese Frage stellt sich Marcel Fratscher vom Vorstand des DIW.
Im nachfolgenden zitieren wir. In wie weit ein Dagobert Duck es kann sollte sich jeder selbst beantworten.

Milliardäre werden immer reicher – dabei braucht der Staat dringend Geld.

Eine neue Analyse des Economist zeigt einen massiven Anstieg der Vermögen von Milliardärinnen und Milliardären, nicht nur in der Corona-Pandemie, sondern stetig seit den Neunzigerjahren. Im Gegensatz dazu waren Staaten in den vergangenen 200 Jahren nie so stark verschuldet wie heute. Für Bildung, Gesundheit, eine leistungsfähige Infrastruktur, Klimaschutz und viele andere zukunftsweisende Aufgaben fehlt das Geld. Die politisch Verantwortlichen haben sich bisher geweigert, den Widerspruch zwischen einerseits wachsenden Defiziten bei Daseinsvorsorge und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und andererseits einer enormen Konzentration von Vermögen aufzulösen. Es ist höchste Zeit, dass die Politik dies tut.

Die Untersuchung des Economist zeigt, dass der Anteil der Vermögen von Milliardären in den vergangenen 25 Jahren explodiert ist. Besaßen alle Milliardäre und Milliardärinnen der Welt im Jahr 1998 noch 315 Milliarden Dollar an Vermögen, was damals einem Prozent der globalen Wirtschaftsleistung entsprach, so ist deren Vermögen bis zum Jahr 2022 bereits auf 3.000 Milliarden Dollar gewachsen (drei Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts).

Besonders stark gestiegen sind die Werte in autokratischen Ländern und in Wirtschaftssektoren, die für Korruption bekannt sind: Banken, Bau, Immobilien, Rohstoffe. Aber auch in Demokratien hat dieser Anteil zugenommen – von 0,5 Prozent auf 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. Er hat sich also verfünffacht.

Deutschland besteuert Vermögen kaum und Arbeit stark

In kaum einem demokratischen Land ist der Anteil der Vermögen der Superreichen an der Wirtschaftsleistung so hoch wie in Deutschland – er beträgt 13 Prozent des BIP oder knapp 500 Milliarden Euro. Allerdings stammt es kaum aus Sektoren, in denen oftmals Korruption beobachtet wird – teilweise wegen eines starken Rechtsstaats, aber auch, weil Deutschland kaum Rohstoffe hat.

Dagegen schneidet Deutschland weniger gut beim Ursprung der Milliardenvermögen ab: 70 Prozent sind nicht durch eigene Hände Arbeit, sondern durch Erbschaften und Schenkungen entstanden. Das Argument, Vermögen seien primär durch wirtschaftliche Leistung erzielt worden, stimmt auch in Demokratien nur begrenzt und tendenziell immer weniger. Und dieser Anteil nimmt zu, da wir uns in einem Generationenwechsel befinden, bei dem Frauen und Männer, die nach dem Zweiten Weltkrieg viel Vermögen aufgebaut haben, dieses nun weitergeben. So werden jedes Jahr in Deutschland bis zu 400 Milliarden Euro verschenkt oder vererbt.

Ein zweiter zentraler Grund für die ungewöhnlich großen Vermögen in Deutschland ist, dass kaum ein anderes Land Vermögen so gering und gleichzeitig Arbeit so stark besteuert.

Dabei zeigt sich, dass Milliardäre gerade von Krisen profitieren und dann ihre Vermögen vermehren können – vor allem durch den Boom der Aktien- und Immobilienmärkte. So war das Corona-Jahr 2020 nach Analysen der Financial Times und J.P. Morgan eines der finanziell erfolgreichsten Jahre für Milliardärinnen weltweit: Ihre Zahl hat sich 2020 um 700 auf 2.700 erhöht. Gleichzeitig sind in dem Jahr aber auch mehr als 100 Millionen Menschen in absolute Armut abgerutscht, sie müssen also von weniger als 1,80 Dollar oder 1,60 Euro pro Tag leben. Deutschland ist keine Ausnahme: Die Zahl der Milliardäre ist 2020 um 29 auf 136 gestiegen, und ihre Vermögen sind um 100 Milliarden Euro gewachsen.

DIW-Studie offenbart eklatante Vermögensungleichheit

Riesige Erbschaften, der Wertzuwachs von Aktien- und Immobilien und eine ungewöhnlich geringe Besteuerung von Vermögen sind somit die Hauptgründe für die hohe und steigende Ungleichheit von Vermögen, die in Deutschland zu den höchsten der westlichen Welt zählt.

Eine Studie des DIW Berlin von 2020 mit SOEP-Daten zu Hochvermögenden (dazu wurden Milliardäre und Millionäre gezählt) zeigt, dass das reichste Prozent der Deutschen (1,5 Prozent der Deutschen sind hochvermögend) über 3.600 Milliarden Euro oder 35 Prozent der gesamten privaten Vermögen in Deutschland verfügt. Das ist etwas mehr, als 90 Prozent der Bevölkerung zusammen haben. 

Eine durchschnittliche Millionärin hat drei Millionen an Nettovermögen. Ein durchschnittlicher Erwachsener in den unteren 50 Prozent der Vermögensverteilung besitzt dagegen nur ein Nettovermögen von 3.682 Euro.

Es ist Vorsicht bei einer normativen Einordnung dieser Zahlen geboten: Einige Hochvermögende haben in der Pandemie einen wertvollen Beitrag geleistet – ein Beispiel sind die Gründer von BioNTech, die mit neuen Impfstoffen, Medikamenten und Ausstattung geholfen haben, Menschenleben zu retten. Aber diese machen nur einen Teil des Zuwachses der Vermögen aus. Es geht also nicht um eine Neiddebatte, sondern um die Frage von Leistung, Leistungsfähigkeit und -gerechtigkeit.

Der Widerspruch für die Politik heute ist: Die Staatsschulden waren nie höher und zugleich war die Daseinsvorsorge noch nie so schlecht, ob Bildung, Gesundheit, Klimaschutz, Infrastruktur. Die Frage, die sich die Politik stellen muss: Soll sie die Daseinsfürsorge weiter reduzieren und soll der Staat noch stärker von seiner Substanz leben? Oder will sie die notwendigen öffentlichen Investitionen tätigen und diese durch effiziente Ausgaben und höhere Steuereinnahmen finanzieren?

Deutschland besteuert Vermögen durchschnittlich mit einem Prozent der Wirtschaftsleistung. So nimmt es 40 Milliarden Euro im Jahr ein. Würde der Staat Vermögen genauso stark wie Frankreich, Großbritannien oder die USA besteuern, so hätte er jedes Jahr 120 Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen. Eine stärkere steuerliche Belastung von Vermögen lässt sich durchaus so gestalten, dass sie wirtschaftlich nicht schädlich ist. Und sie würde ausreichen, um die notwendigen öffentlichen Investitionen zu finanzieren und gleichzeitig den Staatshaushalt auf nachhaltige Füße zu stellen.

Gibt es einen guten Grund gegen eine solche Reform?

Offen bleibt, wo die große Vermögen wirklich herkommen. Leistung und Leistungsgerechtigkeit sind in dem seltensten Fällen der Grund. In der Regel sind es Zinseinkünfte. Also leistungslose Einnahmen, das Ergebnis anderer Leute Arbeit.

Und da soll jetzt mit Steuern wieder Gerechtigkeit geschaffen werden?

Es gibt estwas besseres: Eine kontrucktive Umlaufsicherung. Damit wurde dafür gesorgt, das immer genug Geld zur Verfügung stände. Niemanden müßte etwas weggenommen, gestohlen werden. Und ja, auch Steuern sind eine Art Diebstahl.

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