6. November 2024

Warum es Eltern heute so schwer haben

Junge Eltern haben es heutzutage nicht leicht, sagt der Familienforscher Hans Bertram, denn sie haben oft zu wenig Zeit und zu wenig Geld. Die Folge ist ein Alltag im Dauerstress

Quelle: Warum es Eltern heute so schwer haben

Gemeinhin wird die These vetreten, keiner Generation vorher ging es besser als der heutigen. Wir leben in der besten aller Zeiten, wenig Arbeit, Wohlstand für alle und niemenden fällt es leichter all das zu erreichen als uns. Der Forscher Prof. Hans Bertram ist da anderer Meinung:

Sie müssen weitaus mehr leisten als ihre Eltern und Groß­eltern. Manche meiner Altersgenossen werden über diese Feststellung den Kopf schütteln, doch Zahlen belegen dies eindeutig. In der Nachkriegszeit arbeiteten Männer durchschnittlich 48 Stunden pro Woche – das war die Zeit, die eine Familie der Arbeitswelt zur Verfügung stellte. Heute beträgt die Arbeitszeit einer verheirateten Mutter 30 Stunden, Ehemänner arbeiten im Mittel etwa 42 Stunden in der Woche. Gemeinsam ist das Elternpaar also pro Woche 72 Stunden lang im Beruf aktiv. Und da sich diese Zeit auf zwei Menschen verteilt, erhöht sich automatisch für eine Familie der Aufwand, den Alltag zu organisieren. Da wundert es nicht, dass der Stress zunimmt.

Prof. Hans Bertram

Damit meine ich vor allem die 30- bis 45-jährigen Männer und Frauen. Sie sind überlastet, weil ihnen alles gleichzeitig abverlangt wird: Sie sollen im Beruf Höchstleistung bringen, Karriere machen, eine Familie gründen und sich fürsorglich um Kinder kümmern, um denen wiederum einen Start in ein erfolgreiches Leben zu ermöglichen.

Prof. Hans Bertram

Ich erinnere mich meiner Schulzeit. Wichtig war die Herausstellung der langen Arbeitszeiten vor über hundert Jahren und den Erfolgen der „Arbeiterbewegung“, welche die Arbeitszeiten doch so massiv verringert hatte und es der Frau – ein besonderer Erfolg – ermöglichte ebenfalls in Lohnsklaverei zutreten. Für Familien heißt das aber nichts anderes, als das die Arbeitszeit lediglich verlagert wurde und die bisherige Arbeit der Mutter – welche unverzinst war, in Zinsbringende verwandelt wurde – bei gleichzeitiger Ächtung ihrer Familientätigkeiten.

Und wenn ich dann als „Geschichtsgogel“ mir die ach so finstere Zeit des Mittelalters ansehe, in welcher Arbeitszeiten von 5 bis 6 Stunden pro Tag bei gleichzeitig arbeitsfreien – blauen – Montag und 90 weiteren Feiertagen neben den „geheiligten Sonntagen“ die Regel waren, kommen mir auch so meine Zweifel am Preis für unseren Wohlstand. Welcher sich auch von Jahr zu Jahr auf immer weniger Schultern verteilt.

Die schulische Begründung für die 10 bis 12 Stunden Arbeitstage im Frühkapitalismus wären die misserablen Löhne der damaligen Zeit. Wenn Familien aber heute eine wesentlich größere Lohnstundenzahl arbeiten müssen, müssen die Löhne im Verhältniss ja noch misserabler geworden sein.

An der existierenden Geldmenge kann es aber nicht liegen. Diese ist so hoch wie noch nie. Dann muss es die Verteilung sein. Ein häufiger Slogan der heutigen Zeit in Bezug auf Gerechtigkeit ist #umFairteilen. Eine hohle Frase – sonst nichts. Zumindest so lange die wahre Ursache der Verteilung von Unten nach Oben nicht anerkannt werden.

Na denn,
Denken sie einmal darüber nach –
einen schönen Tag noch!

HH

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